Göt­tinger Corps­bruder im Uni-​Präsidium

Quelle: BL Göttingen

Das Prä­sid­ium der Uni­ver­sität Göt­tin­gen fiel in der jüng­sten Ver­gan­gen­heit durch frag­würdige poli­tis­che Entschei­dun­gen auf. Unter anderem wurde die erst im ver­gan­genen Som­mer von der offiziellen Inter­net­präsenz der Uni­ver­sität ent­fer­nte Liste stu­den­tis­cher Verbindun­gen wieder online gestellt. Grund für die Ent­fer­nung war öffentlicher Druck, denn der Göt­tinger Som­mer des Jahres 2015 war von kor­pori­erter Gewalt geprägt: Der Angriff des dama­li­gen Lands­man­nschafters und heuti­gen „Fre­un­deskreis Thüringen/Niedersachsen“-Aktivisten Jan Philipp Jae­necke auf einen linken Stu­den­ten und Schüsse aus der Burschen­schaft Ger­ma­nia auf ein stu­den­tis­ches Wohn­heim waren Anlass für bre­iten Protest. Die kür­zlich wieder veröf­fentlichte Auflis­tung stu­den­tis­cher Verbindun­gen wird nun ver­harm­losend damit begrün­det, dass die Uni­ver­sität „bunt und divers“ sei und dem­nach Stu­den­ten­verbindun­gen als Teil dieser Diver­sität anzuse­hen seien.

Ein Grund für diesen Schritt dürfte die Mit­glied­schaft des Universitäts-​Vizepräsidenten Hol­ger Schroeter, zuständig für Per­sonal und Finanzen, im Göt­tinger Corps Hildeso-​Guestphalia sein. Schroeter, seit dem 1. Okto­ber 2015 in Amt und Wür­den, trat während seines Forstwissenschafts-​Studiums in den 1990er Jahren dem Corps bei. Dass er auch weit­er­hin als aktiver Corps­bruder in Erschei­n­ung tritt, zeigt sein Beitritt zum Corps Sue­via in Freiburg während seiner Beschäf­ti­gung am dor­ti­gen Fraunhofer-​Institut, für welches er bis zum ver­gan­genen Jahr als kaufmän­nis­cher Direk­tor tätig war. Hier nahm er rege an den Aktiv­itäten des Corps teil.

„Zwar mag die Ein­set­zung eines Corps­brud­ers in das Uni­ver­sität­sprä­sid­ium, welches für sein Han­deln kein­er­lei demokratis­che Legit­i­ma­tion benötigt, angesichts der von Anti­demokratie, Elit­edünkel und reak­tionären Hand­lungsweisen geprägten Geschichte der stu­den­tis­chen Corps in Deutsch­land nicht unbe­d­ingt ver­wun­dern. Dass die Uni­ver­sität in der Folge aber auf solch rel­a­tivierende Weise stu­den­tis­che Verbindun­gen auf ihren Seiten bewirbt, ist poli­tisch nicht hin­nehm­bar“, so eine Sprecherin der Basis­demokratis­chen Linken Göt­tin­gen, Jutta Lier­bach. „Stu­den­tis­che Verbindun­gen, ob in Göt­tin­gen oder ander­swo im deutschsprachi­gen Raum, ste­hen nicht für Diver­sität und Bun­theit, son­dern für das Fes­thal­ten an reak­tionären Gesellschaftsvorstel­lun­gen und für das Betreiben nation­al­is­tis­cher Poli­tik. Es bleibt zu hof­fen, dass das Prä­sid­ium mit einem Kor­pori­erten als Mit­glied nicht weit­ere unangemessene Entschei­dun­gen bezüglich des Göt­tinger Verbindungsm­i­lieus trifft.“ Sollte dies den­noch ein­treten, müsse es entsch­iede­nen Protest erwarten.


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