Quelle: Linksunten Indymedia
„Letzten Monat saßen wir mit 2 AfDlern im Zug. Sie unterhielten sich lautstark und beschwerten sich über die innerparteilichen Vorgänge in der AfD. Der eine war männlich, mittelgroß, schätzungsweise Mitte 40. Er hatte kurze bräunliche Haare und Geheimratsecken, keinen Bart, dafür aber eine kleine Plautze. Den anderen konnten wir leider nicht so gut sehen, da er ersterem gegenüber saß. Er hatte jedenfalls etwas mehr Haare und wir konnten eigentlich nur seinen blauen Hemdkragen von hinten sehen.
Interessiert saßen wir im Abteil und konnten uns nicht verkneifen, aufmerksam zu lauschen. Dabei haben sie offensichtlich nicht erkannt, dass wir Linke sind und haben lautstark einiges erzählt – was uns zeigt, dass der Frust ganz schön groß ist. Um unsere Identität zu schützen, möchten wir aber an dieser Stelle nicht preisgeben, um welche Fahrt es sich handelte.
Nachdem wir mehrfach das Wort ‚extremistisch‘ hörten, wurden wir auf die beiden aufmerksam. Nach einigen Minuten fiel der Name Hampel – da war uns klar, dass es sich um zwei Personen aus der AfD handeln müsste. Die endgültige Bestätigung kam kurz darauf, als die eine Person zur anderen sagte, dass sie nicht in die AfD gegangen wäre, um sich mit Rechtsextremen zu verbünden. Die beiden waren sich offenbar nicht darüber einig, ob die AfD „extremistisch“ geworden sei. Sie waren sich aber darin in einer Meinung, dass im Landesverband Leute sind, die sie auf jeden Fall als rechtsextrem bezeichnen würden. So wurde zunächst über Michael Neumann geredet, welcher als Drittes-Reich-Nostalgiker beschrieben wurde. Auch die Partnerin eines weiteren Mitglieds, namentlich Herr Schmitz (Vorsitzender des Kreisverbands Northeim), wurde als ‚Nazitante‘ (Zitat) bezeichnet. Ebenso sicher waren sie sich bei Lars Steinke aus Göttingen.
Anders sah das aus bei der Diskussion über den rechten Flügel der Bundes-AfD: Ob Gauland, Höcke und Hampel nun extremistisch seien? Die eine Person bejahte dies mit der Begründung, dass die Partei früher nicht solch öffentlich radikale Aussagen tätigte. Die andere Person sah darin eher die primäre Funktion der AfD, nämlich das Interesse der Deutschen vor denen der anderen Staaten zu schützen.
Beide betonten aber die demokratische Legitimation der AfD, im Gegensatz zu anderen extremistischen politischen Einstellungen. In diesem Zusammenhang wurde viel über die vermeintliche ‚Antifa‘ hergezogen, welche als Gefahr nicht nur für die Demokratie, sondern auch für AfD-Mitglieder gesehen wurden. Es wurde erwähnt, dass einige Mitglieder sich mit Tasern ausgerüstet haben.
Nicht nur mit Antifa und Nazis haben sie ein Problem, sondern auch mit den innerparteilichen Strukturen. Die Vorgänge in der Partei seien ärgerlich, überflüssig und wären „der Sache nicht dienlich“. Der Umgang mit Macht sei genauso wie der in den „etablierten Altparteien“. Für bestimmte Leute stünde die Karriere im Vordergrund – als bestes Beispiel dafür wurde AfD-Landesvositzende Armin Paul Hampel genannt. Solche Opportunisten täten so, als würden sie sich dafür interessieren, was die Basis der Partei möchte, aber eigentlich wollen sie nur zwei Dinge: Einen guten Wahlkampf nach außen hin und einen Sitz bei der nächsten Wahl. Unsere beiden AfD-MitfahrerInnen waren schon 2015 davon genervt und sind es nun – zwei Jahre später. Deren Streben nach Kontinuität innerhalb der Partei stand auch zur Debatte: Ob es so gut sei, dass Höcke und Gauland nun das Ruder übernehmen, oder ob es wieder eine Spaltung in der Bundespartei geben wird, so wie bei dem Austritt von Bernd Lucke.
Diese Machtkämpfe würden auch auf lokaler Ebene mit intriganten Mitteln vorangetrieben. Während schon im Juni 2016 die Basis von oben diktiert bekam, „mehr miteinander, weniger übereinander“ zu reden, wurden heimlich Pläne geschmiedet. So zum Beispiel, Geld für den lokalen Kreisverband von den „finanzstarken“ Göttingern zu beziehen, während man mit der dortigen Vorsitzenden, Dana Guth, politisch überhaupt nicht auf einer Wellenlänge ist. Es ging weiter mit dem Thema Guth, doch wir mussten aussteigen und können nun darüber nicht mehr berichten.
Mit diesem Bericht wird klar, dass die politische Fraktur sich nicht nur auf Bundesebene vollzieht, sondern auch in den lokalen Kreisverbänden. Darüber hinaus ist es auch interessant, wie man in den eigenen Reihen der AfD spricht: weniger miteinander, mehr übereinander.“