Rassistische Angriffe auf Geflüchtete in Witzenhausen

Pressemitteilung der Antifaschistischen Initiative Werra-Meißner-Kreis vom 26.08.2015

Während wir weiterhin voller Entsetzen auf die Geschehnisse im sächsischen Heidenau blicken, ereignete sich auch in der Region der traurige Höhepunkt von rassistischen Vorkommnissen der letzten Monate.

Auf dem Erntefest in Witzenhausen griffen Neonazis in der Nacht von Samstag auf Sonntag Geflüchtete aus einer lokalen Unterkunft an. Ebenso wurde der Sozialbetreuer der Flüchtlinge zum Angriffsziel der Rechten. Drei Neonazis traten an den Tisch der Gruppe und versuchten diese mit dem Ausruf „White Power“ zu provozieren. Doch selbst nachdem die Gruppe das Festzelt verlassen hatte, folgten die Neonazis den Geflüchteten und ihrem Betreuer. Während der Betreuer vergeblich nach Hilfe suchte, schlug ihn einer der Angreifer ins Gesicht und bedachte ihn mit dem Titel „Volksverräter“. Zeitgleich griff man auch einen Flüchtling an, der sich zu dieser Zeit vor dem Festzelt befand.

Dieser Angriff fand nicht in irgendeiner dunklen Ecke des Festplatzes statt, sondern im „Herzen“ des Geschehens – Dort, wo sich zu dieser Zeit hunderte Besucher*innen aufhielten. Es ist erschreckend, dass es die Faschisten trotzdem wagten, ihre menschenverachtenden Parolen in dieser Umgebung von sich zu geben und auch vor aktiver Gewalt gegen Menschen nicht zurückschreckten. Wir möchten deshalb auch explizit unsere Kritik an der Passivität der Besucher*innen und des Security-Personals zum Ausdruck bringen. Bei diesem Vorfall handelte es sich zu keinem Zeitpunkt um eine Kirmesschlägerei, sondern schlichtweg um eine rassistische Attacke. Wer dabei wegschaut oder Hilfe verweigert, bietet den Rassisten, willentlich oder nicht, Unterstützung.

Leider handelt es sich hierbei nicht um die erste Attacke auf Geflüchtete im Werra-Meißner-Kreis. Auf dem Johannisfest in Eschwege kam es letzten Monat zu einem ähnlichen Vorfall, als ein eritreeischer Flüchtling in der Nacht zu Montag tätlich angegriffen wurde. Auch hier fiel insbesondere der Sicherheitsdienstleister nur durch Passivität auf.

Diese drastischen, dumpfen Formen des Rassismus finden ihre Vorboten in den kleinen Zeichen der Xenophobie in der Region. Asylbewerbern wird der Eintritt in lokalen Discotheken mit fadenscheinigen Ausreden verweigert. Aufkleber mit rechten Motiven oder solche von rechtsextremen Gruppierungen tauchen immer wieder im Straßenbild von Städten wie Eschwege oder Witzenhausen auf. Letztes Jahr verteilte die neonazistische Partei „Der III. Weg“ in zwei Nächten Flugblätter mit Hetze gegen Asylbewerber*innen in Eschwege. Und nicht zuletzt kommt der Alltagsrassismus vieler Menschen in den Kommentarspalten lokaler Medien zum Vorschein, wenn sich die Zeitungen etwa mit Themenkomplexen wie Asylpolitik befassen. Ein Zustand, welcher die Lokalzeitung „Werra Rundschau“ erst kürzlich dazu veranlasste, keine Artikel aus diesem Themenbereich mehr auf Facebook zu posten.

Solchen Tendenzen muss sich endlich entschlossen entgegengestellt werden. Flüchtlinge willkommen zu heißen, bedeutet auch, den Rassist*innen, „besorgten Bürger*innen“ und Neonazis ihre Komfortzonen wegzunehmen. Auf dem Sportplatz, am Stammtisch, in der Fußgängerzone oder eben im Internet. Wenn die große Masse schweigt, bietet sie den Rechten weiterhin eine Plattform für die Auslebung ihres Hasses. In Zeiten, in denen in diesem Land fast jede Woche Wohnraum für Geflüchtete brennt, sollte diese Gefahr eigentlich offensichtlich sein.

Wir werden jedenfalls nicht dabei zusehen, wie es sich Rechte hier immer weiter gemütlich machen.

Say it loud, say it clear – Refugees are welcome here!

Fight Fascists! – Fight Racists!

Antifaschistische Initiative Werra-Meißner – Antifa BSA


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